"Der Tanz mit dem Raum"
Interdisziplinäres Rechercheprojekt in Zusammenarbeit mit dem Meta Theater Moosach 2020/2021
"Der Tanz mit dem Raum"
Interdisziplinäres Rechercheprojekt in Zusammenarbeit mit dem Meta Theater Moosach 2020/2021
Der Tanz mit dem Raum
Teil 1:
Produkt und Prozess
oder wie ich den Raum kennenlerne
1. Tag
Ich komme mit einem Plan an und weiß, was ich gleich tun werde. Ich möchte Arbeiten
in den Bühnenraum übertragen, d.h. ich nutze Techniken und visuelle Aspekte, die ich
schon kenne.
Das entspricht natürlich nicht dem Sinn von Recherche, ich bin schon vor dem Anfangen
auf ein finales Produkt fixiert. Ich versuche mich vom “gleich-loslegen-müssen” zu lösen,
wirklich zu forschen und mich auf den Ort mit seinen Besonderheiten einzulassen. Dabei
entsteht kreativer Fluss und ich kann entdecken, was ich vorher nicht kannte, mir nicht
einmal vorstellen konnte.
Bei meiner Raumerkundung beginne ich mit der Architektur. Sie ist fest, gegeben. Ich
kann sie nutzen aber nicht ändern.
Zur Dokumentation benutze ich meine Kamera. Als Fotografin weiß ich, dass sie mehr
Licht sehen kann als ich, allerdings denke ich im ersten Moment nicht daran. Erst beim
Betrachten der Bildern wird es mir bewusst und ich entdecke subtile Lichteinfälle.
Mit diesem Licht beginne ich zu spielen, es zu verstärken, zu bewegen, zu färben.
2. Tag Heute will ich doch die Sachen ausprobieren, die ich mir vorher überlegt hatte. Ich übertrage die Arbeiten, aber sie passen nicht 100%-tig, müssten geändert werden. Ich bin im “Produktionsmodus” und spule ein Programm ab, das ich schon kenne. So kann ich beispielsweise in mehreren 14 stündigen Arbeitstagen viel leisten und meine Arbeiten auf Festivals aufbauen. Es fällt mir aber schwer, inne zu halten und neue Wege auszuprobieren. Ich sehe, dass die Installation so nicht passt, aber habe keine Idee, was ich ändern könnte. Ich bin frustriert und genervt. Zu Hause merke ich, dass sich hinter der Frustration Angst oder Unsicherheit verbirgt. Was, wenn bei dem ganzen Forschen nix raus kommt? Was, wenn ich keine Idee habe? Ich erlebe das nicht zum ersten Mal. In den anderen Situationen ist es mir gelungen Vertrauen in meinen künstlerischen Prozess zu haben. Dabei sind gute Arbeiten entstanden. Daran erinnere ich mich, trotzdem bleiben Zweifel. Ich mache einen Tag Pause.
3. Tag
Wieder Experiment: ich nähere mich dem Raum, indem ich verschiedene Beleuchtungstechniken und Leuchtmittel einsetze und sie kombiniere. Was passiert beim Mischen mit
Farbe und Leuchtkraft?
Kombination aus weißer Beamerprojektion und Natrium-Dampf Lampe. Die Projektion
bleibt sichtbar, bis sie die Farbe wechselt. Rot ist komplett unsichtbar.
An dieser Stelle notiere ich bei der Aufbereitung: “Raumverlust!”
Jetzt kann ich endlich in einem Theaterbühnen-Raum arbeiten und beschäftige mich gar
nicht mit dem Raum! Verliere ich ihn aus den Augen, wenn ich mich nur auf das Licht
fokussiere? Was, wenn ich am Ende ein interessantes Lichtprojekt habe, aber der Raum
gar keine Rolle spielt? Oder taucht er an unerwarteter Stelle wieder auf?
Eigentlich kann ich den Raum gar nicht verlieren. Licht und Raum sind nur zusammen
sichtbar.
Ich bin irritiert. Sonst arbeite ich nämlich immer umgekehrt. Ich fange beim Raum an.
Eine meiner Forschungsfragen war: Wie verändert die Bühne als “leerer Raum” meine
Arbeit bzw. meine Arbeitsweise? Die Frage kann ich jetzt beantworten: sie nimmt sich
erst einmal zurück und lässt dem Licht den Vortritt.
4. Tag
Am letzten Tag pfeile ich noch an Korrekturen und technischen Veränderungen.
Test zum Videofeedback
Der Körper bekommt einen ornamentalen Charakter.
Es folgen weitere Test zur Kombination verschiedener Leuchtmittel: diesmal Videoprojektion mit festinstallierter Theaterbelechtung. Bei diesen “reinen” Lichttests fällt mir das erste Mal auf, wie sich der Raum “Theater”
bemerkbar macht. Nicht mit seiner Architektur, sondern in seiner Funktion als technisch
erfahrbarer Ort. Im Arbeitsprozess auf Technik zurückgreifen zu können, die ich vorher
nicht mitdenke, verändert meinen Arbeitsprozess und folglich das Produkt.
Zu Hause war mein erster Schritt das entstandene Material zu ordnen, ein ganz banales
PDF mit Bildern und kurzen Bildbeschreibungen zu erstellen.
Ist das zu wenig? Ist ja jetzt keine richtige Arbeit, oder? Prokrastiniere ich grade nur? Im
Theater habe ich gar nicht an meine Forschungsfragen gedacht...
Ich bin überrascht, wie sich einige meiner Forschungsfragen selbst beantworten, während
ich dieses “banale PDF” erstelle.
Sonst nutze ich die Tests und Experimente um eine fertige Arbeit, ein Produkt zu erstellen. Dieses Produkt bereite ich dann auf, für Website, Katalog, etc. - so wie ich jetzt das
Forschungsmaterial aufbereite. Aber das Material enthält schon viel und das zeigt sich in
der Analyse.
Ich habe kein “Produktionsziel”, deshalb reflektiere ich erst mal mich selbst in diesem
Prozess. Die Unsicherheiten. Die Irritation. Und das, was gut läuft, neu und spannend ist.
Diese Reflektion wird grade zum Hauptthema des ganzen Projektes. Es geht nicht um die
Installation. Es geht um die Reflektion des Prozesses der zur Installation führt. Er ist ein
wichtiger Teil der Recherche, aber bleibt sonst im Hintergrund.
Durch die technische Forschung sind mir Aspekte bewusst geworden, mit denen ich mich
nie beschäftigt habe, die ich aber sehr spannend finde:
Bedeutung und Verhalten von Lichtfarbe
Farbe im Gegensatz zu keine Farbe
[ Johannes Itten: Die Kunst der Farbe, 1970]
Der Tanz mit dem Raum
Teil 2: Der Körper im Raum
oder welche Beziehungen können Körper und Licht haben?
Wie kann die Tänzerin Katrin Schafitel mit der Installation interagieren? Welche Rolle kann ihr Körper spielen?
Als Silhouette, Ornament und durch Licht modellierte, dreidimensionale Form.
Als "Farbträger" oder "kein Farbträger".
Als Silhouette, die den Raum beeinflusst.
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Das Projekt wird gefördert von:
"DE-
Lokalisierung"
Diaprojektionen
2019/20
Lokalisierung (auch Lokalisation, von lat. locus: der Ort) bezeichnet in der Robotik die Fähigkeit eines autonomen mobilen Roboters, seine Position in seiner Umgebung festzustellen. Lokalisierung ist einer der Kernpunkte der Navigation eines autonomen Roboters, da er nur auf dieser Grundlage den Weg zu seiner Zielposition bestimmen kann. (Wikipedia)
Und wie ist das mit uns Menschen? Wie können wir uns, ohne Chips und Sensoren im Kopf, in einem Leben voller Möglichkeiten orientieren? Wie können wir nach vorne gehen, uns der Eigenverantwortung stellen, anstatt den Weg zurück in die Unmündigkeit zu suchen und nach dem nächsten „Führer“ zu schreien?
„DE-Lokalisierung“ fragt nach. Fragt dich nach deiner inneren Landkarte, nach deiner „Selbst-Lokalisierung“. Darauf kannst du mit deinen Zielen antworten, dir selbst Orientierung geben, deinem Weg folgen.
"DE-
Lokalization"
Slideprojections
2019/20
“Localization”, is term, that describes the ability of an autonomous mobile robot, to position himself in the environment. “Localization” is one of the central points of navigation of an autonomous robot, it is the basic principle to determine his target position. (Wikipedia)
So what about humans? How can we, without having chips and sensors in our heads, find our way in a life full of possibilities? We might step forward, facing individual responsibility, instead of taking our way back into immaturity, screaming after the next “Führer”.
“DE-Lokalization” makes an enquiry. It demands for your inner map, your values, your “Self-Lokalization”. You may answer with your own targets, align your own guidance and have a clearer look at the way to follow.
"Light, Space and Body"
Ausstellungsprojekt in der Galerie Kunstreich, Kempten
2019
"Light, Space and Body"
Exhibition project at Gallery Kunstreich, Kempten
2019
„Light, Space and Body“ is an exhibition project at Gallery Kunstreich, Kempten. I created new, site-specific installations, transfered works from public space into the gallery space and converted site-specific installations from public space into site-independent works.
Due to this, some works changed completly: eg. „The Void“ was transferred without any change from open into closed space and was not recognizable anymore. Without any intervention from my side it generated an ephemeral lightspace, wherein the visitors could move and interact.
"The Void"
Ortsspezifische Videoinstallation
für See Djerba Internationale Biennale für
Medienkunst
in der Altstadt von Djerba, TN
2019
"The Void"
Site-specific videoinstallation at SEE Djerba international Media Art Biennal, Tunesia
2019
Ausschlaggebend war bei diesem Projekt die Idee, negativen Raum in der Stadt mit Lichtskulpturen zu füllen, die im Dialog mit der Architektur stehen. Dazu wurde ein traditioneller Archadendurchgang mit Nebel gefüllt, der als Projektionsfläche diente. In der gezeigten Animation verformen sich die Bauhauselemente Quadrat, Dreieck und Kreis zu traditionellen Ornamenten aus dem Stadtbild von Djerba, wie sie in Fliesen, Fenstergittern und anderen Verzierungen zu sehen sind. So entsteht eine Verbindung von okzidentalem und orientalischem Design, von analytischer Form und organischen Mustern.
The inital idea here was to fill the emty space of an arcade tunnel with light sculptures, using fog as projection surface. The basic geometrical forms of triangle, square and circle form into oriental ornaments, building a bridge between oriental and occidental design.
"Thoughts on Perception"
Videoinstallation
2019
"Thoughts on Perception"
Videoinstallation
2019
Diese Lichtkunstinstallation ist eine Einladung an den Betrachter, die eigenen Sehgewohnheiten zu hinterfragen.
Durch die technische Reduktion der Videoprojektion, die letztendlich nur ein Aufleuchten und Abblenden von weißen Farbflächen ist, können Sehstrukturen analysiert werden.
This Lightartinstallation is an invitation to the viewer, to question his own visual habits. The Videoprojektion is reduced technically: it is only a fade in-and-out of white colour layers. So the basic structures of seeing are made visible.
At VHS Fürth, Fürther Glanzlichter, 2019
Meine multimediale Lichtinstallation im Neuen Schloss Neustadt beschäftigt sich mit den Themen zwischenmenschlicher Vernetzung. Meine Gedanken und Empfindungen, angeregt durch meinen Aufenthalt vor Ort, habe ich in den letzten Wochen zu dreidimensionalen, begehbaren „Bildern“ verarbeitet. Diese Bilder „male“ ich mittels Licht, Raum, Architektur und gebauten Konstruktionen.
In mehreren Räumen des Schlosses werden die unterschiedlichen Aspekte von Beziehungssystemen beleuchtet. Darunter finden sich Gedanken zu Nähe und Distanz, Projektion und Illusion, sowie zu unterschiedlichen Ebenen von Beziehungsgeflechten: beispielsweise zur Beziehung von Mensch und Natur, zu mir selbst oder zu meinem Zuhause.
Nachdem ich bei meiner Arbeit vom Ort beeinflusst wurde, sind die von mir gestalteten Räume wiederum eine Einladung an die Besucher, der Kunst zu begegnen und sich dabei die Frage zu stellen: „was macht das, was ich sehe mit mir?“
Das Thema Beziehung wird in den einzelnen Räumen auf einer Metaebene gezeigt, die wieder auf soziale Systeme rückbezogen werden können aber nicht müssen.
This multimedia lightinstallation at Neustadt`s New Castle is about human networks and relations. My thoughts and feelings about these topics were stimulated by my residence at Neustadt and my involvement with local life and inhabitants. These impressions were the base of the three-dimensional pictures I created, using different kinds of light, space, architecture and constructions, designed for this space.
Several rooms of the castle were used to picture different aspects of interhuman relations. There are thoughts included, for example, about distance and nearness, projection and illusion, as well as the relation about human and nature, the relation to myself or to my home.
As I was influenced in my work by the town and it´s community, my artwork is again an invitation
to the visitor to reflect on the question: what happens with me, while I experience this work?
The single space installations can be translated on a meta-level back to the topic “relations”, but they don´t have to. There is a freedom interpretation, so the visitor can reflect his own thoughts.
Übertragen auf zwischenmenschliche Beziehungen kann anhand dieser Gedanken die Frage gestellt werden: wie viel Distanz ist möglich, damit trotzdem eine Beziehung besteht?
Wann löst sich meine Individualität, also mein „Quadratsein“ aufgrund geringer Distanz auf?
1. The white square is a reduced object. What is the maximum distance, two squares can have and still being in relation?
If they are really near, we can´t see squares any more but lines. There is always a new picture created, due to the relation of the squares.
If these thoughts are transferred to interhuman relationships, the question could be: how much distance is possible, to be still in relation?
When does my individuality (my “being a square) dissolve due to too less distance?
2. Architektonische Elemente werden durch Licht in einen Beziehungszusammenhang gebracht, den es z. T. gar nicht gibt. Dadurch entstehen neue Verbindungen, die über die rein architektonische Funktion hinausgehen.
Wir sind in der Regel in ein bizarres Beziehungsgeflecht eingebunden und spielen gleichzeitig viele Rollen: z. B. als Vater, Kollege und
Sportskumpel. Dabei können wir sehr unterschiedliche Charaktere/Persönlichkeiten zeigen.
2. Architectural elements are put into relation that is in some extent not existing. This creates new connections that are beyond their architectural funktion.
Mostly we are integrated in complex relationships and play multiple social roles: e.g. as father, college or friend.
According to these roles we can show different personalities.
3. Dieser
Raum erzählt erstmal vom Wald als Beziehungsgeflecht in sich
selbst. Wenn der Mensch in die Projektion tritt, verbindet sich sein
Abbild mit dem des Waldes. Gleichzeitig wird der Mensch als ins ich
vernetztes Wesen thematisiert.
3. This space tells the story of the forest as a complex network itself.
But there is the relation of human and nature and the human being as neurologic network, too.
4. Der
Säulenraum ist der abstrakteste mit den meisten Verweisen: die
Säule verbindet Oben und Unten. Der Gedanke dieser Verbindung
findet sich beispielsweise in allen Religionen. Die Geschichte der
Säule als verbindendes Element ist lang, z.B. der Mythos der
Atlanten. Durch meinen Eingriff habe ich die Säule als
unterbrochene oder nicht zu Ende geführte Verbindung
vervielfältigt. Ihre Schatten werfen sich als Projektion an die
Wand, sind also ein Abbild der Realität.
Die Verbindung von Licht und Video erzeugt die Illusion sich annähernder Elemente, die sich aber nie treffen: oft Verbleiben Beziehungen in einem unfertigen Stadium, oft aufgrund unserer negativen Projektion.
4. The column room is the most abstract space with most cross reference:
The column is the connection between up and down. This thought is found in many religions . The history of columns as connecting element is long, e.g. the myth of Atlas.
The column in this room was copied by my intervention. But I did not work it out to the end, it is a discontinuous connection. Maybe growing, maybe stopped, maybe broken. Its´ shadows are projected to the wall, as a copy of reality. The combination of static light and videoprojection creates the illusion of slowly approaching elements, that never reunite.
Our relationships can be a copy (projection) of our hopes and fears, too (e.g. Plato´s Cave Allegory).
This is the idea of our relations, that are stuck halfway, due to our negative projection.
5. Wenn
soziale Beziehungen zu eng werden und unseren Wachstumsprozess oder
unser Glück verhindern, z. B. Erwartungen der Eltern über
Berufswahl, muss man sich manchmal aus ihnen lösen. Diese Lösung
ist aber meistens nicht leicht, sondern unangenehm und schmerzhaft:
es muss erst ein enger, unschöner Geburtskanal durchlaufen werden,
um zu mehr Freiheit zu gelangen.
5. If inter human relationships are to narrow, they can prevent personal growth and happiness, e.g. parents expectations about childrens´ career choice.
Sometimes it is necessary to free oneself from these limitations. This is not easy but a painful and awkward process. It is like passing a birth canal before experiencing more freedom.
6. Der Raum der Ruhe/Reflektion zeigt illuminierte (Tiefen-)Schichten.
Nur in Ruhe kann ich die Beziehung zu mir selbst sehen, reflektieren und neue Informationen verarbeiten. In Beziehung zu mir selbst entstehen meine Ziele und die Richtung, in die sich mein Leben bewegen soll.
6. The last room is the space of silence or reflection. It shows illuminated layers of three-dimensional modules.
It´s only in silence, that I can get in contact/relation to myself, reflect proceedings and process new informations. Only in touch with myself, I´m able to understands the aims and directions, I want my life to move towards.
7. Wir
begeben uns auf den Weg zum Ausgang, „nach Hause“, wenden uns ab
vom Wald im kaltweißen Licht, hin zu warm erleuchteten Fenstern. In
der Trümmerliteratur steht das helle Fenster für ein verlorenes
Zuhause.
We are moving to the exit, leaving for our homes. We turn away from the cold white forest scultpture towards warm illuminated windows. In 1945´s literature the warm illuminated window stands for a lost home.
The last impression is an invitation, to take home the experienced and some questions on my relationship to home and the people I share it with.
"Pixelation"
Video-Installation im St. Annenstift, Stendal
Stendaler Lichttage 2017
Die meisten Menschen in unserem Kulturkreis sind fast ständig von Pixeln umgeben – kleine Punkte, die ganze Bilder erzeugen. Sie verweisen auf die Digitalisierung unserer Welt und auf die abstrakten, virtuellen Räume, die daraus entstehen.
Anhand überdimensionierter, weißer Pixel werden in dieser Arbeit unsere Sehgewohnheiten untersucht und auf wesentliche Strukturen reduziert. Wann sehen wir Bewegung? Wie entstehen Beziehungen zwischen zwei Formen? Was wirkt organisch?
Diese Fragen werden mittels einer architekturbezogenen Videoinstallation im Stendaler St. Annenstift anlässlich der 3. Stendaler Lichttage 2017 visualisiert.
Technischer Aufbau:
4 Beamer, 4 Videoclips, 4 Raspberry Pies
"The Forest
Eine transluzente Erinnerung"
Video-Raum-Installation
Gaze, Acrylglas
2017
Diffuse, auf emotionaler Ebene wirkende Erinnerungen, können durch sensorische Impulse geweckt werden. Da diese Erinnerungen nicht bewusst greifbar sind, sind auch die auslösenden Reize nicht klar definiert. Diese Arbeit zeigt meine experimentelle Annäherung an eine abstrakte Bildsprache die als Auslöser oder Zugang zu diesen Erinnerungsräumen dienen kann.
Durch die Verbindung von Material und Bild entsteht eine Geschichte von Damals und Heute, von den Möglichkeiten in Raum und Zeit. Leere Flächen werfen die Frage nach dem fehlenden Bild auf. Können Bilder überhaupt fehlen? Oder werden sie von der Erinnerungsfunktion unseres Gehirns einfach neu besetzt?Organische Strukturen entstehen - flackernd, fragil, instabil. Ähnlich wie unsere geistigen Bilder, frühe Erinnerungen, auf die wir nicht richtig zugreifen können. Diese Bilder sind aber der Humus, der Nährboden, aus dem unser Bild vom Jetzt, unser Blick in und auf die Welt, entsteht.
"Via PC und Beamer
beleuchtet sie dreidimensionale Installationen, die mit Licht und
Bildeffekten dem Raum neue Dimensionen verleihen und den Besucher zu
einer neuen Selbsterfahrung in Raum und Zeit animieren."
Detlev Rohde, Neue Leipziger Volkszeitung, 6. Juli, 2017
Installationsansicht, Schaddelmühle, 2017
"In the Desert"
Video-Raum-Installation
2015
Philosophie
Begeben wir uns auf eine Reise. Verschiedene Menschen können sich zum gleichen Zeitpunkt am gleichen Ort aufhalten und trotzdem empfindet jeder diesen Aufenthalt anders. Der Grund dafür ist folgender: jeder von uns bewertet seine Wahrnehmung, die sogenannte Realität, nach bestimmten, persönlich und kulturell bedingten, Vorstellungen. Diese Vorstellungen erlernen wir als Kinder und entwickeln sie im Lauf unseres Lebens weiter. Meistens bleiben sie aber unbewusst, d.h. unsere Wahrnehmung wird gefiltert, ohne dass wir es merken.
Wir befinden uns hier in einem „Tanz mit der Welt“ (Heinz von Foerster): in einem kreislaufartigen kybernetischen Austauschprinzip, in dem unsere Bewertung unsere „Realität“ verändert, die veränderte Realität wieder den Bewertungsvorgang usw.
Ich nutze in dieser Arbeit das Thema der Reise als Beispiel und als Metapher. Als Metapher für Aufbrüche ins Unbekannte, wie wir sie im Leben immer dann durchlaufen, wenn wir etwas Neues beginnen.
Bei der Reise durch die von mir gestalteten Räume bringe ich die beschriebenen Filtermechanismen durch Störungen ins Bewusstsein. Jeder bewertet aufgrund seiner eigenen Lebenserfahrung, seiner persönlichen Reise. Es geht hier nicht darum, von mir vorgegebene Konzepte zu verstehen. Es geht darum, sich anders zu fühlen, die eigene Wahrnehmung zu öffnen, bewusst zu sehen. Um dann die eigenen Assoziationen zu erforschen, die eigenen Geschichte in den Raum zu bringen und auf diese Weise auch Begrenzungen der eigenen Wahrnehmung zu erkennen. Während wir versuchen, intellektuell zu verstehen, wirken sensorisch andere Faktoren auf uns ein. Die hohe Luftfeuchtigkeit, der akustische Hall, der Geruch eines fast 200 Jahre alten Kellergewölbes und der Weg, sich 2 Etagen unter die Erde zu begeben. Wir sind woanders, auf Reisemodus, das heißt: wir laufen mit offenen Augen durch eine fremde Welt.
Diese Sinneseindrücke vermischen sich dann mit meinen Projektionen, die nicht einzeln zu analysieren sondern als Teil des Raumes bzw. als seine Erweiterung zu verstehen sind. Hier findet sich das bereits angesprochene kybernetische Prinzip: der Raum verändert die Projektion, die Projektion den Raum usw.
Kontext
Die drei großen Abschnitte einer Reise, nämlich das Reisefieber, das Unterwegs und die Rückkehr bilden das Grundgerüst für die Dramaturgie der Rauminstallation.
In Halle 1, der Wunsch und die Sehnsucht nach einem undefinierten Woanders, einer Illusion. Hier geht man den ersten Schritt auf unbekannten Terrain, lässt etwas Gewohntes hinter sich.
Im Zwischenbereich: Unterwegs, der Prozess der Veränderung, der Reibung und auch der potentiellen Gefahr. Der Begriff Reise stammt etymologisch von einem Verb, das sowohl aufsteigen, sich erheben als auch niederfallen, stürzen bedeutet. Der Weg ins Unbekannte kann Gefahren bergen und auch im Leben müssen wir manchmal No-Go-Areas passieren. Installativ habe ich hier unter anderem den vorhandenen Brunnenschacht zum Objekt erhoben.
Im letzten Abschnitt (Halle 2) lösen sich Grenzen auf oder wir können aufgrund der gemachten Erfahrung neue setzen. Wir befinden uns wieder an unserem Ausgangspunkt, allerdings verändert und mit einem neuen Blick, der sich im Alltag nutzen und diesen transformieren lässt. Das Ende ist also immer auch der Anfang eines neuen Abschnittes.
Als Künstlerin bin ich auch Geschichtenerzählerin. Ich gebe aber nur den Kontext vor dessen Hintergrund jeder Besucher seine eigene Geschichte erzählen kann.
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In the Desert.
On A Horse With No Name. Ein Reiseführer.
Vom 17.-20.3. auf der Leipziger Buchmesse am Stand der Bauhaus-Universtiät zu sehen.
Diese Arbeit befasst sich mit der Schnittstelle zwischen Kunst und (Er)Leben. Sie ist ein Reiseführer für persönliche Veränderungsprozesse, für die persönliche Reise. Dabei wird analysiert, wie der individuelle Erfahrungshorizont dazu beiträgt, die Welt so zu sehen, wie man sie sieht. Wissenschaftlich wird auf ethnologische Theorien und Methoden zur Wahrnehmung Bezug genommen, die sich auf die Beobachtung des kulturell Fremden beziehen. Diese Methoden dienen zum einen, sich mit der Wahrnehmung und dem Verständnis von Kunst auseinander zu setzen. Zum anderen wird die Reise/der Schaffensprozess des Künstlers reflektiert, die die Grundlage seiner inhaltlichen Interessen bildet.
"Mostar – Alekse Šanticá"
Einkanalvideo
2014
Alekse Šanticá – auf den ersten Blick eine Straße, die sich nicht weiter von den anderen in Mostar unterscheidet. Sie ist keine überfüllte Einkaufsstraße, vielmehr Teil eines Wohnviertels. Es gibt eine Schule, Menschen gehen ihren Geschäften nach, Autofahrer suchen nach einem Parkplatz. Die Sonne scheint und modelliert die Einschusslöcher in den Fassaden zu Reliefs. Das ist nichts besonderes, sie gehören zum alltäglichen Stadtbild. Aber auch, wenn man sich als Tourist in Bosnien schon lange an ihren Anblick gewöhnt hat, merkt man sofort, dass in dieser Straße etwas anders ist. Die Einschüsse befinden sich auf beiden Seiten der Straße, keine 10 Meter voneinander entfernt. Hier verlief die Front. Mitten durch die Stadt, mitten durch ihre Bevölkerung. Menschen, die früher Nachbarn waren oder auf die selbe Schule gingen, stehen sich jetzt aufgrund ihrer ethnischen Herkunft gegenüber. Das Einzige, was sie voneinander trennt ist die kleine Fahrbahn der Alekse Šanticá.
Diese Videoarbeite ist auf ein Minimum an „Effekten“ reduziert. Die Bewegung verläuft subtil, kaum merklich. Aber ausreichend, um das Gefühl „Hier stimmt etwas nicht!“ zu erzeugen. Hier stimmt etwas nicht, hier haben Nachbarn auf Nachbarn geschossen.
"Again"
Videoprojektion auf Holzplatten
2012
Immer wieder! Immer wieder am selben Punkt ankommen. Ohne Ausweg. Obwohl wir dachten, wir hätten etwas gelernt.
Diese Installation erzählt von der subjektiven Wahrnehmung immer wiederkehrender Lebenssituationen, die vom Menschen als ausweglos und beklemmend empfunden werden. In einzelnen Filmsequenzen werden diese Zustände als weißer Kasten visualisiert. Darin interpretiert der Tänzer Jan Lorys die Gefühle von Klaustrophobie und Isolation, die Auswirkungen wie Angst und Depression, Paralyse und Wahnsinn sowie völlige Selbstaufgabe haben. Jede dieser Darstellungen endet mit dem Versuch, die verursachende Situation, also den Kasten, zu verlassen. Allerdings ohne Erfolg. Die Flucht endet in einem gleich aussehenden Raum - „Again“!
Installation ca. 3x4m, Plattengröße von 55x35cm-100x55cm.
Die Arbeit "Again" wurde erstmals 2011 zum Weimarer Pelerinages Kunstfest gezeigt und bis 2014 installativ weiterentwickelt.
Sie wurde mit folgenden Preisen ausgezeichnet:
2015 Bauhaus Essentials Preis
2018 Artig Sonderpreis