Philosophie
Begeben wir uns auf eine Reise. Verschiedene Menschen können sich zum gleichen Zeitpunkt am gleichen Ort aufhalten und trotzdem empfindet jeder diesen Aufenthalt anders. Der Grund dafür ist folgender: jeder von uns bewertet seine Wahrnehmung, die sogenannte Realität, nach bestimmten, persönlich und kulturell bedingten, Vorstellungen. Diese Vorstellungen erlernen wir als Kinder und entwickeln sie im Lauf unseres Lebens weiter. Meistens bleiben sie aber unbewusst, d.h. unsere Wahrnehmung wird gefiltert, ohne dass wir es merken.
Wir befinden uns hier in einem „Tanz mit der Welt“ (Heinz von Foerster): in einem kreislaufartigen kybernetischen Austauschprinzip, in dem unsere Bewertung unsere „Realität“ verändert, die veränderte Realität wieder den Bewertungsvorgang usw.
Ich nutze in dieser Arbeit das Thema der Reise als Beispiel und als Metapher. Als Metapher für Aufbrüche ins Unbekannte, wie wir sie im Leben immer dann durchlaufen, wenn wir etwas Neues beginnen.
Bei der Reise durch die von mir gestalteten Räume bringe ich die beschriebenen Filtermechanismen durch Störungen ins Bewusstsein. Jeder bewertet aufgrund seiner eigenen Lebenserfahrung, seiner persönlichen Reise. Es geht hier nicht darum, von mir vorgegebene Konzepte zu verstehen. Es geht darum, sich anders zu fühlen, die eigene Wahrnehmung zu öffnen, bewusst zu sehen. Um dann die eigenen Assoziationen zu erforschen, die eigenen Geschichte in den Raum zu bringen und auf diese Weise auch Begrenzungen der eigenen Wahrnehmung zu erkennen. Während wir versuchen, intellektuell zu verstehen, wirken sensorisch andere Faktoren auf uns ein. Die hohe Luftfeuchtigkeit, der akustische Hall, der Geruch eines fast 200 Jahre alten Kellergewölbes und der Weg, sich 2 Etagen unter die Erde zu begeben. Wir sind woanders, auf Reisemodus, das heißt: wir laufen mit offenen Augen durch eine fremde Welt.
Diese Sinneseindrücke vermischen sich dann mit meinen Projektionen, die nicht einzeln zu analysieren sondern als Teil des Raumes bzw. als seine Erweiterung zu verstehen sind. Hier findet sich das bereits angesprochene kybernetische Prinzip: der Raum verändert die Projektion, die Projektion den Raum usw.